Дорогой Генрих. Вчера отвечал тебе,
целый лист исписал, а он взял и пропал. Восстанавливать не буду.
Наверное, хорошо, что одним табу становится меньше. Но если ты хоть на одну
сотую держишь этого маленького геббельса Апфеля на одной доске с тем старым
господином, что отвечал ему (он насчет Гейне вспомнил: кто жжет книги, тот и
людей будет жечь), то нам будет не по пути. Я не чужд маленьких человеческих
слабостей. Если евреи где-то оказываются конкурентами российских немцев, я
могу под горячую руку их обматерить, тем более, что они своих всегда вперед
толкают лучше чем мы (и может быть, правильно делают, а мы мудаки). Но тут
совсем другое дело. Гитлер не потому гад, что вел
жестокую войну. Тогда гад и Черчилль, но тогда все такие были, война была
такая, тотальная. И людей выдвигали соответствующих. Чемберлен был мягче и
человеколюбивей и опозорен навеки, и чуть не проиграл вчистую.
Гитлер гад потому, что стерилизовал фризов. Что травил пласты людского
поголовья, не имеющего отношения к войне и политике, как крыс. Минута
молчания по Освенциму и Бабьему Яру Ч об этом.
Апфель Ч жулик. Он ни разу не обмолвился о том, как он относится к
фашистскому геноциду. Значит, он фашист. В России это так однозначно. Почему
в Германии может быть иначе? Я писал уже тебе:
российские немцы Ч не германцы. Они сами пострадавшие. В том числе и от
Гитлера. Не ты ли сам об этом триста раз сказал? У российских немцев нет
чувства собственной или фамильной вины. За вами хотят спрятаться, к вам
хотят примазаться те, кому это чувство вины (а покаяние только возвышает!)
поперек горла, кто хочет раззявить пасть и начать ЂMein
Kampfї заново, будто ничего не случилось.
Чувствую, что все мои потуги объяснить, как можно бороться за свой нац.
Identitдt, не впадая в национализм, пропали
впустую. Плохо, возможно, это долго еще никто не сможет объяснить.
Так вот я, Гангнус, в чем-то принципиально отличаюсь от почти всех остальных
российских немцев. С одной стороны, из-за Евтушенко с его ЂБабьим Яромї я
записан (у русских фашистов) в евреи. И я на себе испытал не только
ненависть к немцам, но и ненависть к евреям. Одно другого вполне стоит. С
другой стороны, фамильно я не могу, как ты, чувствовать себя свободным от
вины по отношению к тем же евреям. Среди моих не очень дальних родственников
был Ойген Гангнус, расстреливавший евреев просто так, по пьяной лавочке.
Об этом я писал в NL, и ты это, конечно, читал. Но
похоже, не отложилось. Я посылаю тебе эту старую статью. Там много смешного
(вперед и я глядеть не очень-то умел), но в общем, статья вполне честная.
Можно и сейчас печатать. Попробуй? Твой А.Г. |
Heinrich Groth
Ответ Г. Гроута А. Гангнусу от 1. декабря 2005:
Lieber A.A.
Ich habe Ihre Mail-Forum schon nach der ersten Meldung am
23.11.05 besucht und finde den sehr interessant. Besonders interessant
kann er fur die RD-Inteligenz sein, die sich tief mit der Geschichte der
Russlanddeutschen sowie des deutschen Volks insgesgesamt auskennt. Ich
bin bereit auch ab und zu meine Gedanken in diesen Forum hineinbringen.
Aber im Moment bin ich mit dringenden sachen uberlastet.
Was Ihren
irgendwelchen fruheren Artikel bzw. Artikeln angeht, der an mich gekommen
sollte habe ich keine Ahnung. Es konnte sein das Sie welche auf meine
alte Mail-Adresse mit freenet.de geschickt hatten, oder sind sie auch
geloscht bzw. abgesturzt bei Virenaktionen. Ich habe im laufenden Jahr schon
mehrmal solche Schaden erleben mussen. Deswegen wiederholen Sie mir Bitte
das was Sie als wichtig betrachten.
Ich mochte auch gerne die
Mail-Adresse von Gartwig haben, wenn er naturlich nichts dadegen hat. In
der letzten Ost-West-Panorama ist ein kurze aber sehr wichtigen Artikel
von Gartwig veroffentlicht.
Mit besten Wunschen,
Ihr GGG |
Alexander Gangnus
УIchФ und die Nationalitдtenfrage
REDEN ODER SCHWEIGEN?
Fьr alte Fдlle mache ich den Leser darauf aufmerksam, daя das Wort Дich"
in der №berschrift in Anfьhrungsstriche gesetzt ist: Es wird in diesen
Aufzeichnungen nicht so sehr um meine Wenigkeit wie vielmehr um jeden
gehen, der sich in seinem, wie es so heiяt, persцnlichen Leben mit der
Nationalitдtenfrage konfrontiert sah. Zugleich wird es aber auch um mich
und meine Erfahrung gehen, denn verantwortungsbewuяt kann man zu solch
brenzligem Thema nur das дuяern, was man selbst sehr gut kennt.
Anatoli Streljany, mein Freund und Mitstreiter in der Дlinken"
Publizistik aus der Zeit, da die Perestroika ihren Hцhepunkt erreichte,
der Ч ьbrigens ein Ukrainer laut Punkt 5 und seinem unausrottbaren
Akzent nach Ч meines Wissens zu allen nur denkbaren Themen geschrieben
hatte, weigerte sich seinerzeit entschieden, nach Karabach (auf
Einladung armenischer Schriftsteller) zu fahren Ч auch mir hatte er das
ausgeredet Ч, indem er freimьtig erklдrte: ДIch verstehe nicht, was und
wie ich darьber schreiben sollte. Ich habe Angst, dorthin zu fahren."
Damals Ч es war noch, bevor die Schьsse fielen, die ersten Pogrome aber
die Atmosphдre bis aufs дuяerste angeheizt hatten, Ч begrьndeten wir
unsere Weigerung ungefдhr so: ДJedes dort und darьber gesagte Wort kann
Blutvergieяen zur Folge haben." Das Leben scheint diese Befьrchtungen
bestдtigt zu haben. Eine armenische Lyrikerin, die uns mit eingeladen
hatte, einer alten armenischen Familie geistig Schaffender entstammend
und von dem fьr sie absolut klaren Thema ergriffen, schrieb Verse, die
nur so von Flьchen und Drohungen gegenьber der ganzen Дaggressiven
Nation" einschlieяlich der kleinen und noch ungeborenen Kinder
strotzten. Einst so sanft und intelligent, wollte sie meine Einwдnde
keinesfalls gelten lassen: ДSie glauben, sie wьrden unsere Kinder..."
Klar, daя eine solche Lyrik die Menge des vergossenen Blutes, auch des
armenischen und des der kleinen Kinder, nur vergrцяern konnte. So
oder so, das Blut wurde vergossen, und es wird vergossen, ohne daя
Streljany und ich Stellung dazu genommen haben. Wir stehen da scheinbar
abseits. Doch manchmal melden sich nagende Skrupel: Wдre von dem Blut
nicht wenigstens ein Tropfen weniger vergossen worden, wenn wir damals
hingereist wдren und etwas dazu gesagt hдtten? AUF GROBE KL÷TZE
GEH÷REN GROBE KEILE? Ein Lette im Zug Moskau Ч Riga (die Volksfront
Lettlands machte die ersten Schritte) war hocherfreut, als er erfahren
hatte, daя die in seinem Abteil mitfahrenden Moskauer Ч ich und mein
jьngster Bruder Wolodja Ч die Idee der Unabhдngigkeit Lettlands
unterstьtzen. Im №berschwang der Gefьhle sehnte er die Zeit herbei, da
die freien Letten und Russen (mein Bruder und ich kamen nicht dazu, zu
sagen, daя wir nicht ganz Russen sind), einander an den Hдnden gefaяt,
eintrдchtig den Weg des Fortschritts gehen und uns gleichzeitig solche
gemeinsamen wirklich schlimmen Feinde wie Juden und Deutsche vom Halse
schaffen werden. Ein ьberzeugter Nationalist ist weder naiv noch
diabolisch schlau Ч er ist von der Natur der Erscheinung selbst her
doppelzьngig: Um seiner fixen Idee willen wird er aufrichtig Winkelzьge
machen und Formulierungen wechseln. Er ist ьberzeugt, daя alle Menschen
anderer Nationalitдten genau solche Nationalisten, sind wie er selber,
und daher Ч wenn er wьяte, daя in diesem Moment er es mit Deutschen oder
Juden zu tun hat, wьrde sein ganzes Wesen brьderliche Verbundenheit mit
diesen, Anwesenden, ausstrahlen, um gemeinsam andere, Nichtanwesende,
niederzudreschen.
Der Schriftsteller L(itschutin), unser
bekannter Hurrapatriot, sagte zu mir in den Zeiten, da sich die Wege der
ehemaligen Kampfgefдhrten Ч der Prosaiker der ДMoskauer Schule der
Vierzigjдhrigen" Ч schon schieden, aber sich noch nicht endgьltig
geschieden hatten, mehr als einmal versцhnlerisch:. ДIch bin
Russe, du bist ein Deutschstдmmiger, das ist gut, das ist was ganz
anderes als diese Juden und Freimaurer.";
Damals lachte ich Ч im Umgang miteinander huldigten wir dem Humor,
das klang wie ein Scherz. Spдter hinderte diese ДLiebe zu den Deutschen"
die Zeitschrift ДNasch sowremennik" (Unser Zeitgenosse), in der L.
und seinesgleichen das Regiment fьhren, nicht daran, in bezug auf die
Ruяlanddeutschen ziemlich deutlich zu werden: Sie seien natьrlich auch,
Verschwцrer... Andersstдmmige Дliebt" der Nationalist, wenn sie fern
sind und einem Geld zustecken. Ich weiя nicht, ob ich darauf stolz
sein soll Ч mein Name steht bei der Gesellschaft ДPamjat" auf der
schwarzen Liste. Allerdings nicht durch meine Bemьhungen. Einer meiner
schriftstellernden Kollegen flьsterte den ДPamjat "-Fritzen, die nie ein
Buch in der Hand gehalten hatten, zu, der wahre Name meines дlteren
Bruders Jewgeni Jewtuschenko sei Gangnus. Da er das verheimliche, sei er
Jude und ein Verschwцrer. Deswegen kam es denn auch zum sattsam
bekannten Skandal im Zentralen Haus der Literaten unter Teilnahme des
seligen Ostaschwili. Jewgeni wies derartige ДAnschuldigungen" цffentlich
kein einziges Mal zurьck Ч und zu Recht. Die dдnische Kцnigsfamilie war
wдhrend des Krieges weiter gegangen: Als die Nazis den Juden befohlen
hatten, sich mit dem sechszackigen Zeichen zu markieren, nдhten alle
ihre Angehцrigen und, ihnen folgend, alle wahren Dдnen den Дjьdischen
Stern" an ihre Kleider an und vereitelten dadurch eine Demonstration der
judenfeindlichen Brьderlichkeit des dдnischen und des deutschen Volkes.
Leider fьhrten sich viele Letten, die unsere Brьder sein wollten,
wдhrend des Krieges ein biяchen anders auf ... Auf Lettland
zurьckgreifend, mit dem mich vieles verbindet, vor allem wohl der
Friedhof, auf dem die Gebeine meiner Vorfahren ruhen, der ersten
Bewohner der Kolonie Hirschenhof im 18. Jahrhundert, mцchte ich sagen,
daя ich nur dort einen der Fьhrer der Nationalen Befreiungsfront
peinlich genau und mit einem gewissen Stolz ausrechnen hцrte, wie rein
sein blaues lettisches Blut sei. 1939, als die Baltendeutschen gemдя dem
Stalin-Hitler-Abkommen die von ihnen gebauten und im Laufe von
Jahrhunderten gepflegten Stдdte und Dцrfer verlassen und die sorgfдltig
bebauten Felder liegen lassen muяten, lieяen es sich die dortigen
Nationalisten nicht nehmen, sie johlend zu verspotten. Mir fiel ein
Auszug aus dem Brief eines lettischen Emigranten und Nationalisten in
die Hдnde, den er mit dem unverkennbaren Ziel geschrieben hatte, die
Beteiligung von Letten an der Ausrottung der Juden zu rechtfertigen:
ДAnfangs dachten wir so: Da wir jahrhundertelang unter Baronen gelitten
haben, wдre es besser fьr uns, von den Russen als von den Deutschen
regiert zu werden. Ein paar Monate danach hatten wir mit den sogenannten
Russen genug ausgestanden und begrьяten mit um so grцяerer Begeisterung
Deutsche als unsere Retter (einst hatten wir sie ebenso leidenschaftlich
gehaяt). So eine schier unglaubliche Kehrtwendung vollzog das Volk. Mit
den Esten und Litauern war es nicht anders. Warum? Wie soll man das
erklдren?
Es liegt an den Juden. Wir wuяten damals nicht (viele
wissen es auch heute nicht), daя die UdSSR ein Judenstaat ist. Wir
begriffen nicht, daя Hitlers Bestialitдten nur eine Reaktion waren ...
Mit dem eben Gesagten entschuldige ich Hitler nicht. Ich hasse die
Menschen, und so auch die Juden, nicht, aber daran glauben, was sie
sagen, kann ich auch nicht... Um mit der Judenfrage klarzukommen, mьssen
Sie sich ьber einige Jahrhunderte hinweg in die europдische Geschichte
zurьckversetzen, beginnend, sagen wir, mit dem Herrn Weishaupt in
Ingolstadt und seinen Illuminaten und dann ьber die Franzцsischen
Revolutionen (1789Ч94 und 1848) und die Entwicklung in Ruяland im 19.
Jahrhundert bis hin zu den Revolutionen von 1905 und 1917. Wenn Sie
bedenken, daя Weishaupt, Klootz, Marx, Engels usw. bis Freud und
Weizmann alles fьhrende Juden sind, genauso wie die Kommissare im Kreml,
werden Sie leichter verstehen, wie ich mich zu den Verbrechern auf der
anderen Seite verhalte ... Ich verfolge das Geschehen mit groяer Angst:
Eure Massenmedien, eure Kunst, euer Bildungswesen, euer Kapital usw.
stehen wieder unter starkem jьdischem Einfluя. Sie haben mehrmals
versucht, das Land (Deutschland Ч A. G.) zu zerstцren, doch es ist ihnen
nicht gelungen, und nun sind sie wieder am Werk." Der Verfasser des
Briefes schreviel und mit Unmut (wenn nicht gar mit Ingrimm) ьber die
gerichtliche Verfolgung der Letten, die an der Ausrottung der Juden
teilgenommen haben, in Deutschland, wenngleich er manche ihrer
Greueltaten ziemlich aufьhrlich und wahrheitsgetreu schildert. Weiter
ist der Brief in Deutsch verfaяt: ДMein Fund war einfach ein Zufall.
In einem Zeugnis ьber die Judenvernichtung in Lettland habe ich seinen
Namen erwischt. Es handelte sich da um einen Arzt aus Wenden (Cesis),
der an einer Aktion eines lettischen Sonderkommandos in Varaklani
(Warkland) teilgenommen hatte. In diesem Zeugnis steht, daя Dr. G. (im
weiteren werde ich diesen Anfangsbuchstaben dechiffrieren Ч A.G.) ein
groяer Sдufer gewesen ist und seine Freizeit mit Trinken und Spielen
vertrieben hatte. Nach einer Vereinbarung sollte der Verlierer (bei
einem Kartenspiel?) als Strafe einen Juden erschieяen. Es passierte nun,
daя der Arzt verlor. Nun sind sie alle in den Arrestraum gegangen, wo
Dr. G. einen jьdischen Arzt erschieяen sollte. Der Schьtze ist aber so
voll gewesen, daя er kaum auf den Beinen stehen konnte. Als er
Schwierigkeiten mit dem Zielen hatte und die Pistole in seiner Hand zu
schauklig gewesen ist, ist ihm das Opfer selber zu Hilfe gekommen. Mit
dem Finger auf sein Herz zeigend, hat er ihn aufgefordert: "Zielen Sie
hierher, Kollege, und machen Sie schnell bitte. Sie quдlen mich zu
lange." Ein auяergewцhnlich beredtes, schlaglichtartig wirkendes
Dokument, nicht wahr? Selbst die notorische Trunksucht des Dr. G. kann
man in einem milderen Licht sehen: Es sind ja zwei verschiedene Dinge:
sich abstrakt zu der Idee zu bekennen, die Juden und Freimaurer hдtten
ein weltweites Komplott geschmiedet (die vom Verfasser des Briefes
erwдhnten Illuminaten waren ein Zweig der Freimaurerbewegung, in der es
neben die Juden tolerierenden Strцmungen auch xenophobe und unverhohlen
judenfeindliche gab), oder eigenhдndig zu morden, zumal einen Kollegen,
den man wahrscheinlich aus dem einstigen friedlichen Leben kannte. Und
nun zu dem Namen, der sich hinter dem Anfangsbuchstaben G. verbirgt. Der
Arzt aus Cesis hieя Gangnus. Da aber, wie mein Onkel im vierten Grade,
Gustav Gangnus aus Dortmund, nachwies, alle seligen und lebenden Gangnus
mitein anderverwandt sind, die baltischen Gangnus sogar nicht sehr
weitlдufig, erst seit dem 18. Jahrhundert, so muя auch dieser Arzt ein
Verwandter von mir gewesen sein. Man kann mit hoher Wahrscheinlichkeit
annehmen, daя er Eugen hieя, wie eigentlich auch mein anderer hier
erwдhnter Verwandter, der in einer sibirischen Schule wegen seines
deutschen Familiennamens schikaniert und von der ДPamjat"-Gesellschaft
als verkappter Agent des Zionismus verdammt wurde. Unter meinen
Freunden im trauten Moskauer deutschen Verein sitzend, klagte ich einmal
ьber eine Frau, die uns allen bekannt war und sich als Buchhalterin an
fremdem Geld vergriffen hatte, weswegen sie dann auch gefeuert wurde.
Eine meiner Gesprдchspartnerinnen, die diese Buchhalterin kannte,
interessierte sich fьr Einzelheiten, stellte Fragen und sagte
schlieяlich im Brustton der №berzeugung: ДAlso ist sie keine Deutsche,
sondern ..." Wenn man also schlecht ist, hat man ein Jude oder ein
Zigeuner zu sein. So urteilen primitive Nationalisten. Der oben
angefьhrte Brief ist ein Muster raffinierterer, man kцnnte sagen,
diplomatischer Sichtweise, wenngleich der Ausgangspunkt der gleiche ist.
Was hinter dem Text steckt, kцnnte man so formulieren: Warum
Unschuldslдmmer spielen, liebe Herren Gangnus, auch unter euch gab es
grausame Fanatiker, brutale Kerle, also gehцrt ihr zu uns, also haben
wir das Recht, von euch zu fordern, daя ihr mit Henkern mitfьhlt, die
durch nazifeindliche Ermittlungen beinahe zu Tode gehetzt wurden.
Und noch ein Gedanke lдяt sich aus dem Brief herauslesen: Einer von
seinesgleichen, ein Verwandter sei jederzeit wьrdig, mit Nachsicht
behandelt zu werden; kein Gangnus wird dem anderen Gangnus die Augen
aushacken. Und wenn man auf diesen Kцder angebissen hat, gehe man
weiter: Ein Deutscher ist fьr einen anderen Deutschen gut und mit
Nachsicht zu behandeln, und so ist es ein Lette fьr einen Letten, und
ein Russe fьr einen Russen, was er auch angestellt haben mag ... Und sie
alle kцnnen sich sogar anfreunden, wenn sie sich frohgemut und
eintrдchtig aufmachen, Juden (oder Menschen kaukasischer Nationalitдt,
oder ...) zu verhauen. So leicht kann sich der hirnverbrannte
Nationalismus gleichsam in den ДInternationalismus" verwandeln. Und das
geschah auch, mehr als einmal! Aus dieser ДLogik" scheint es keinen
Ausweg zu geben, es sei denn folgenden: Wenn schon in einer Familie
miяratene Kinder vorkommen, so kann umso weniger eine nationale
Gemeinschaft hohe persцnliche Eigenschaften garantieren. Daher, sagen
wir, eine massenhafte Enttдuschung im Rahmen der Bewegung der
Ruяlanddeutschen: Die Leute sind nicht so sehr vom Ideal Ч der Republik
der Wolgadeutschen oder der fernen Urheimat, wie vielmehr voneinander,
das heiяt von sich selbst enttдuscht. Mitstreiter haben sich alsgar
keine Mitstreiter entpuppt ... Aber warum, fragt es sich, mьssen sie
anders und nicht so sein, wie sie sind mehrmals betrogene, ihrer
Kulturbasis und ihrer Religion beraubte, kaum gebildete, treuherzige und
naiv-schlaue Sowki* Ч aus durchaus objektiven Grьnden, die, historisch
gesehen, umso unumstцяlicher sind. Der Ruяlanddeutsche unterscheidet
sich von jedem anderen ehemaligen Sowjetbьrger ebenso wenig, wie jeder
deutsche Kongreя von einem beliebigen gesamtrussischen Sowjetkongreя...
AUF DIE PAUKE HAUEN ODER MIT W№RDE AUFTRETEN? Ich will hier nicht
alles sagen, was ich ьber die Perspektiven des Aufenthalts der
Ruяlanddeutschen in Ruяland denke. Eins ist klar: Eine Republik wird es
nicht geben. Fьr dieses Gesprдch mit dem Leser ist aber etwas anderes
wichtig. Und zwar: Viele, die vor drei Jahren lautstark eine Republik
forderten und ein Feindbild in jenen suchten, die die Pauken nicht
hauten, diese "Aktiviste" verreisten als Aktiviste mit Kind und Kegel im
stillen damals einer nach dem anderen Ч aber nicht an die Wolga, sondern
nach Deutschland. Sie, die sie am stдrksten auf die Pauke hauten, hatten
schon immer gewuяt, daя es keine Republik geben wird! Freilich waren
die geschickt eingefдdelten massenhaften hysterischen Anfдlle auf
Konferenzen und Kongressen Politik. Und Politik ist, wie neulich der
Speaker des russischen Parlaments zugab, ein schmutziges Geschдft.
Immer. Wenngleich ohne Politik nichts getan werden kann. Es heiяt,
fast alle Ruяlanddeulschen werden wegziehen und, einmal weggezogen,
werden sie sich bemьhen, Ruяland wie einen Alptraum zu vergessen. Wie
Akademiemitglied Boris Rauschenbach sagte, ist es das in der Geschichte
einzige Beispiel, wo sich ein ganzes Volk von sich selbst lossagen will.
Es handelt sich um eine Katastrophe, bei der es schwer ist, anstдndig zu
bleiben. Ja, es ist schwer, aber anders geht es nicht. Es ist Zeit,
sich an solche der Vergessenheit anheimgegebenen Begriffe zu erinnern
wie Leumund. Ein deutscher Sprachkurs stellt mitunter seine Tдtigkeit
ein, weil die Ruяland-, mit Verlaub, -deutschen, die ihn abgeschlossen
haben, die gemeinnьtzigen (fremden!) Lehrbьcher nicht an folgende
Gruppen abgegeben haben. Zu denjenigen, die die Lehrbьcher nicht
zurьckgegeben haben (ДIch brauche eins selbst!"), gehцrt ьbrigens auch
die Frau, die der Meinung ist, daя derjenige kein Deutscher sei, der
etwas gestohlen hat. Der Empfang der humanitдren Hilfe aus Deutschland
beginnt immer mit aufregenden Gesprдchen ьber unsere armen
Arbeitsarmisten und endet damit, daя sie aus irgendeinem Grunde цfter
diejenigen bekommen, die viel Worte machten und die Listen (in denen der
Anteil ihrer Verwandten groя ist) aufsetzten, und sie sind in der
Arbeitsarmee selbstverstдndlich nie gewesen. Wenn man ein
groяzьgigeres Recht auf die Einwanderung in Deutschland anstrebt, ist es
nicht einfach dumm, einen Zusammenschluя mit den deutschen
Rechtsextremisten, den leiblichen Brьdern jener besoffenen
Lumpenproletarier, die Jelzin die Republik der Wolgadeutschen begraben
lieяen, anzudrohen. Das ist unanstдndig! Der Anblick des Saales, der
stehend einen Politiker begrьяt, welcher bereit ist, die Ultrarechten in
der Bundesrepublik in seine Arme zu schlieяen, kann einen nicht nur
schmunzeln, sondern auch Abscheu empfinden lassen. Angesichts solch
makabrer Aufwallung der Gefьhle kцnnten die Demokraten, Wohltдter und
alle ehrlichen Menschen Deutschlands, die einzigen, die dort den
Ruяlanddeutschen die Katastrophe von 1941 wirklich kompensieren wollen,
innehalten und sich eines anderen besinnen. Die Berserker dortzulande
machen ihnen ohnehin zu schaffen. Keine nationale Bewegung ist ohne
einen rechten Flьgel Ч den Chauvinismus Ч ausgekommen. Das Auftauchen
eines solchen Flьgels in der Bewegung der Ruяlanddeutschen wдre
besonders absurd Ч schon wegen eines groяen Anteils der Mischehen, und
das nicht nur in der letzten Generation. Doch Absurdes erweist sich
heutzutage viel zu oft als durchaus mцglich. ДWenn man die Sterne
entzьndet, heiяt das, daя es not tut irgendwelchen Perlen?" Die
nationale Aufschneiderei der Ruяlanddeutschen, sollte sie einigermaяen
deutlich zutage treten, wдre vor allem Wasser auf die Mьhle der
russischen Hurrapatrioten und Chauvinisten, derjenigen also, die hier
die Deutschen hetzen. Sie kдme aber auch den Leuten in Deutschland
gelegen, die sie dorthin nicht reinlassen wollen. Die Frage elementarer
Anstдndigkeit wird somit zu einer durch und durch praktischen Frage ...
*eine
in jьngster
Zeit aufgekommene verдchtliche
Bezeichnung fьr Sowjetbьrger.
Neues Leben
№17, 28.04.1993 |